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ERP-MES-Trends 2024: Zwischen Vernetzung und Vereinfachung

22.01.2024 - Industrie 4.0, Produktion

Quelle: iStock / von PSI Software SE bearbeitet

Es liegt in der Natur der Sache: Als geschäftskritische Systeme unterliegen ERP-MES-Lösungen einer besonders sorgfältigen und steten Prüfung. Sie werden kontinuierlich technologisch und funktional weiterentwickelt, wobei sich immer wieder besondere Schwerpunkte abzeichnen. Wir fassen zusammen, welche Trends in der ERP-MES-Welt 2024 zu erwarten sind.

1. Vereinfachung (Simplification)

Seit langem wird über die Komplexität heutiger Softwarelösungen diskutiert. Die Forderung nach einer Vereinfachung der Bedienung von Unternehmenslösungen ist nur folgerichtig. Auch weil sie aus der Gewöhnung der Anwender an die mittlerweile etablierten Nutzungsszenarien mobiler Endgeräte und Smartphones resultiert. Dieser Anspruch wird auch 2024 weiter verfolgt. Ziel ist es, Informationen reduziert und kontextsensitiv anzubieten. Das bedeutet, dass der Nutzer nur die Daten und Informationen sieht, die auf seine konkrete Geschäftssituation zugeschnitten sind und sich so auf das Wesentliche konzentrieren kann.

Die Herausforderung besteht also darin, komplexe und in der konkreten Anwendung benötigte Funktionalität massiv zu vereinfachen (Simplification). Softwarehersteller verfolgen dazu unterschiedliche Ansätze. Ein Weg ist die Automatisierung von Abläufen auf Basis von Workflows und Entscheidungstabellen. Auf diese Weise lassen sich vorgedachte Prozessvarianten sicher in die Praxis übertragen und gleichzeitig unnötige Abfragen oder Eingriffe durch den Anwender effizient vermeiden. Dies führt nicht nur zu einer vereinfachten Nutzung, sondern auch zu einer Stabilisierung der Prozesse.

In einem nächsten Schritt kann KI die Nutzung von Softwarelösungen weiter vereinfachen. Typische Abläufe und Eingaben werden gelernt und den Anwendern bei der Arbeit mit den Softwarelösungen situationsgerecht angeboten.

2. Resilienz

Die Steigerung der Resilienz von Unternehmen und Produktionssystemen war und ist von Anfang an ein erklärtes Ziel aller Aktivitäten im Kontext von Industrie 4.0 und zählt auch 2024 zu den Top-Trends in der ERP-MES-Welt.

Herausforderungen für Produktionsunternehmen

Störungen in Produktionsprozessen sind allgegenwärtig, seien es Maschinenausfälle, Lieferverzögerungen oder herbstliche Grippewellen, die regelmäßig zu einer Dezimierung des verfügbaren Personals in der Fertigung führen. Ist ein Unternehmen resilient, beugt es solchen Situationen durch regelmäßige Präventivmaßnahmen vor und ist auf Ausnahmesituationen gut vorbereitet. Zudem verfügen resiliente Unternehmen vor allem über die dynamische Fähigkeit, schnell auf Störungen zu reagieren und diese erfolgreich zu bewältigen.

Vor diesem Hintergrund wird es in Zukunft darauf ankommen, eine Art "Resilienz by Design" in den Unternehmen zu etablieren. Dabei sind vor allem zwei wertschöpfungsorientierte Zielrichtungen erkennbar:

  1. Die intrinsische Resilienz der Produkte in Bezug auf Materialien und/oder unterschiedliche Gestaltung der Vorprodukte.
  2. Die hohe Variabilität in der Nutzung vorhandener eigener oder fremder Produktionstechnologien.

Hieraus wird deutlich, dass Unternehmen bereits in der Entwicklungsphase den Grundstein für die produktbezogene Resilienz legen und bereits hier eine Auswahl alternativer Fertigungsvorschriften oder Baugruppenstrukturen treffen müssen.

3. Supply Chain Data Management

Die vernetzte und global organisierte Industrie und die damit notwendige ganzheitliche Betrachtung der Lieferketten erfordern ein stabiles und zuverlässiges Datenmanagement. In diesem Zusammenhang ist das Bild von "Daten als das neue Öl des 21. Jahrhunderts" entstanden. Dahinter verbirgt sich die Aufgabe, Daten zu finden, zu erschließen und schließlich zu fördern. Erst dann lassen sich die gewonnenen Informationen auswerten und in die Geschäftsprozesse zurückführen. Das Ergebnis: eine kontinuierliche Verbesserung der Prozesse und letztlich eine erfolgversprechende Digitalisierung.

Wesentlich ist die Erkenntnis, dass die Datenerhebung nicht als Ereignis zu verstehen ist, sondern einen kontinuierlichen Prozess erfordert, der immer wieder an die zunehmend dynamischen Umweltbedingungen angepasst werden muss. Dies betrifft sowohl die Daten selbst als auch die Datenquellen. Rückwärtsgerichtete deskriptive Post-Mortem-Analysen müssen durch vorausschauende Datenanalysen (Advanced Analytics & AI) ergänzt werden. Auf diese Weise können Zustandsprognosen der Lieferkette oder des gesamten Produktionssystems sowie die Simulation von Störungen und die vorausschauende Ableitung von Gegenmaßnahmen die Reaktionsfähigkeit der Wertschöpfungskette erhöhen (Stichwort: Resilienz).

Im Zusammenhang mit Advanced Analytics spielt die Datenhaltung im Vergleich zu herkömmlichen Business Intelligence-Lösungen eine übergeordnete Rolle. Unternehmen sind vor allem gefordert, die Datensicherheit (Safety und Security gleichermaßen) auf ein neues Niveau zu heben. Data Lakes als Ort der Speicherung und Verarbeitung unternehmenskritischer und potenziell unternehmensübergreifender Daten einer Lieferkette sind als besonders geschützte Datenräume zu verstehen.

Nachhaltigkeitsmanagement ist ein weiterer Aspekt der Nutzung geteilter Daten. Dazu werden sowohl Daten aus der Vergangenheit als auch aus der Gegenwart benötigt. Denn die Planung einer eigenen Nachhaltigkeitsstrategie ist nur mit entsprechenden Vorhersagen möglich. Im Zusammenhang mit der Lieferkette geht es vor allem um Scope 3 Emissionen sowie den Carbon Footprint der Produkte oder des Unternehmens (PCF, OCF).

4. Systeme aktualisieren (Continuous Updates)

Auch 2024 gilt: "Never touch a running System" ist kein adäquates Betriebsmodell für hochkritische Anwendungen wie ERP und MES. Es gibt zahlreiche Gründe, warum es darauf ankommt, die Systemlandschaft stets aktuell zu halten. Ein wesentlicher Grund ist z. B. die (angestrebte) Wandlungsfähigkeit der Produktionssysteme. Diese muss sich auch in den dazugehörigen Softwarelösungen widerspiegeln. Hinzu kommt die Dynamik der abzubildenden Geschäftsprozesse. Darüber hinaus bringt die notwendige Digitalisierung weitere Anforderungen an die Integration von Maschinen und Software mit sich.

Neue Anforderungen an die Produktion benötigen oft neue oder verbesserte Algorithmen zur Planung und Steuerung aller Aktivitäten. Die Prozessintegration und vor allem die Prozessautomatisierung haben ein enormes Potenzial zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit produzierender Unternehmen. Prozesse werden stabilisiert und Fehler vermieden. Diese Integrationsprojekte erfordern eine entsprechend ausgestattete moderne Softwarebasis. Nur so kann die Digitalisierung vorangetrieben werden.

Ein weiterer Vorteil moderner Softwarelösungen sind die im Vergleich zu älteren Legacy-Anwendungen deutlich verbesserten Interaktionsmöglichkeiten für den Anwender (Usability und User Experience). Die selbstständige Personalisierung der Arbeitsumgebung steigert die Effizienz bei der Nutzung auch komplexer Anwendungen. Durch die Unterstützung der Anwender mit Workflows lassen sich Unsicherheiten deutlich reduzieren und gleichzeitig die Zufriedenheit mit der Arbeitsumgebung spürbar erhöhen.

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Karl Tröger

Business Development Manager PSI Automotive & Industry GmbH

Seit mehr als 20 Jahren ist Karl Tröger bei der PSI Automotive & Industry. In dieser Zeit hat er sich mit allen Aspekten von ERP-Software befasst und war in führenden Positionen in Entwicklung, Beratung und Marketing tätig. Heute versteht er sich als Bindeglied zwischen Kunden, Markt, Wissenschaft sowie Software-Entwicklung und Marketing. Der Diplom-Ingenieur der Elektronik und Nachrichtentechnik ist an der von der Bundesregierung initiierten Plattform Industrie 4.0 beteiligt und veröffentlicht regelmäßig vielbeachtete Publikationen über die Zukunft von fertigungsnaher Software.

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