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Bahnverkehr sicher und zuverlässig steuern: Vorteile eines modernen Zug-Management-Systems

01.11.2018 - Verkehr

Foto: © panimoni / Fotolia, PSI Transcom GmbH

Unternehmen des Bahnverkehrs stehen heute vor enormen Herausforderungen: Erhöhtes Fahrgastaufkommen, wachsende Ansprüche an Sicherheit, Pünktlichkeit und an eine moderne technische Ausstattung sowie die Bereitstellung von Informationen in Echtzeit. Erschwerend hinzu kommt der gegenwärtige Fachkräftemangel.

Wie wichtig in diesem Kontext eine Automatisierung der Zuglenkung und Disposition ist, bleibt zumindest den Fahrgästen oftmals verborgen. Der Ausgleich fehlenden Personals sowie eine gleichzeitig wachsende Komplexität der planerischen Systeme kann vor allem durch eine weitere Automatisierung betrieblicher Abläufe mit Hilfe eines Zug-Management-Systems gelingen.

Für einen sicheren, störungsfreien und wirtschaftlichen Zugbetrieb bedarf es einer modernen technologischen Basis. Foto: PSI Transcom GmbH

Zugleitsysteme sollen für einen sicheren, störungsfreien und wirtschaftlichen Betrieb sorgen. Sie garantieren die Pünktlichkeit der Züge, sichere Anschlüsse und ermöglichen eine schnelle und zuverlässige Fahrgastinformation. Dass es hierfür eines hohen Automatisierungs­grads bedarf, liegt auf der Hand.

Dabei zeigt ein Blick auf die Entwicklung der Zugleitsysteme, dass die Notwendigkeit und damit die Vorteile einer (teil-) automatisierten Zugleitung im Bahnverkehr schon früh erkannt wurden. Die vormals mechanischen Stellwerke wurden relativ schnell durch elektromechanische und später durch Relaisanlagen ersetzt. Und schon damals ging es den Verantwortlichen vor allem um eine Entlastung der Eisenbahner.

Heute sind vielerorts elektronische Stellwerke vorzufinden. Zur weiteren Unterstützung kommen verstärkt Fernsteuersysteme der Zuglenkung zum Einsatz, durch die eine weitere Zentralisierung der Zuglenkung möglich ist. Doch noch immer erfordert dies das Stellen der einzelnen Fahrstraßen je Zug – eine enorme Herausforderung für die Disponenten, nicht nur in Ausnahme- und Gefahrensituationen. Genau hier setzt ein Zug-Management-System an, das mit einer weiteren Automatisierung der Zuglenkung insbesondere auf die Unterstützung der Disponenten zielt und die Basis für weitere Optimierungen der Betriebsabläufe schafft.

Vorteile moderner Leittechnik

Das Leitsystem ermittelt kontinuierlich alle notwendigen Daten und stellt sie übersichtlich dar. Foto: PSI Transcom GmbH

Eine moderne Leittechnik, die der zentralen Steuerung und Überwachung des Zugverkehrs dient, bietet folgende Vorteile:

  • Optimierte Planungen durch eine Gesamtübersicht über die Betriebslage führen zu einer erhöhten Pünktlichkeit der Züge sowie zu einer besseren Informationsmöglichkeit der Fahrgäste in Echtzeit.
  • Routinearbeiten werden vom System automatisiert ausgeführt, damit sich die Disponenten vor allem auf die Lösung von Unregelmäßigkeiten konzentrieren können.
  • Mitarbeiter erhalten bei der Bewältigung der Störungssituationen durch ein sogenanntes Vorschlagswesen Unterstützung. Eine enorme Erleichterung, die vor allem auch eine deutliche Erhöhung der Sicherheit in Gefahren- bzw. Ausnahmesituationen bedeutet.

Immer auf der Suche nach der optimalen Lösung

Während der Großteil der Anbieter von Zugleitsystemen ihren Ursprung in der Herstellung bzw. im Betrieb von Stellwerktechnik hat, basiert das Zug-Management-System der PSI von jeher auf der Suche nach optimierten Lösungen für Leitsysteme. Hieraus resultiert eine Top-Down-Sicht in den Projekten, welche zu einer hohen Kundenorientierung führt.

Die Berücksichtigung der individuellen Anforderungen der verschiedenen Verkehrsunternehmen wird bei uns großgeschrieben und basiert eben nicht auf einer vorgefertigten Produktwelt.

Die Plattform PSItraffic sorgt zudem für eine einmalige Durchgängigkeit und hohe Flexibilität der Lösung. Der Clou: Durch die Modularität des Systems ist eine hohe Anpassungsfähigkeit gegeben, gleichzeitig bestehen die Module aus mehrmals eingesetzten Standardkomponenten – ähnlich einem Legobaukasten.

Die Matterhorn Gotthard Bahn (MGBahn) verkehrt auf einer malerischen Strecke zwischen den Schweizer Kantonen Wallis und Uri. Die rote Schmalspurbahn legt dabei eine Strecke von rund 144 Kilometern zurück und fährt durch 44 Bahnhöfe. Mehrere Millionen Fahrgäste reisen jährlich mit den rund 400 Zügen. Foto: PSI Transcom GmbH

Die Bestandteile im Überblick

Kontinuierlich ermittelt das System alle notwendigen Daten und stellt sie den Mitarbeitern in der Zentrale übersichtlich dar:

  • die aktuelle Betriebslage,
  • die Standorte der Fahrzeuge,
  • Störungen und Unregelmäßigkeiten oder mögliche Konflikte.

Die Disponenten in der Leitstelle sind hierdurch auch in der Lage, den Kunden alle betrieblichen Vorkommnisse direkt als Information zur Verfügung zu stellen.

Zu den Basiskomponenten des Zug-Management-Systems zählen die Module Ortung, Zuglenkung, Prognose und Konfliktmanagement. Zusätzlich stehen Module für die Kommunikation, Fahrgastinformation, Anschlusssicherung und das Qualitätsmanagement sowie für das Infrastrukturmanagement zur Verfügung.

Das PSItraffic Zug-Management-System im Einsatz beim Regionalverkehr Bern-Solothurn und bei der Matterhorn Gotthard Bahn. Quelle: PSI Transcom GmbH

Ausbaustufe energieoptimiertes Fahren

Immer stärker in den Fokus rückt in Zeiten knapper und teurer Ressourcen das automatische und damit energieoptimierte Fahren. Hierbei geht es darum, unnötige Verbrauchsspitzen durch Beschleunigen oder Bremsen zu vermeiden. Ein Beispiel: Ist ein Bahnhof bzw. Gleis für den nachfolgenden Zug belegt, kann durch die Gesamtsicht des Zugleitsystems die optimale Geschwindigkeit bis zum möglichen Einfahren in den Bahnhof berechnet werden. Schon heute sind die technischen Grundlagen hierfür vorhanden. Aktuell arbeitet PSI an der Entwicklung eines Prototyps, der demnächst in Betrieb gehen wird.

Ebenfalls im Kontext des optimierten Fahrens stehen Überlegungen zu einer Verbindung von Zugdisposition, automatischem Fahrbetrieb und Smart Grids, die zu einem stabileren Bahnbetrieb führen. Diese Verbindung kann bei entsprechender Steuerung der Geschwindigkeiten eines jeden Zuges im Netz unter Berücksichtigung von weiteren Kriterien wie Anschlusssicherung, Energieverfügbarkeit, Kreuzungspunkte und Gleisbelegungen in Bahnhöfen örtliche und zeitliche Konflikte minimieren, was zu weiteren Kosteneinsparungen  führt. Entsprechende Lösungen werden im PSI Konzern auf derselben technologischen Basis zur Verfügung stehen, wodurch ein hoher Integrationsgrad der Systeme gewährleistet ist.

Mario Schröer

PSI Transcom GmbH
Division Manager Zug-Management