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Auf in eine neue Zukunft: Depot- und Lademanagement für Elektrobusse

29.05.2018 - Energie, Verkehr, Technologie, Künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit

Foto: HOCHBAHN

Das Umrüsten auf alternative Antriebstechnologien ist die Mammutaufgabe der Gegenwart für viele ÖPNV-Betriebe. Insbesondere elektrobetriebene Fahrzeuge schaffen es zunehmend auf die Straßen. Doch mit der Anschaffung neuer Flotten allein ist es nicht getan.

Die Herausforderung liegt viel mehr im Entwickeln eines neuen Gesamtsystems, das auch den Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur umfasst, wie zum Beispiel auf Elektromobilität ausgerichtete Betriebshofmanagementsysteme (BMS). Intelligente Erweiterungen praxiserprobter Lösungen können Unternehmen bei der Umrüstung ihrer Betriebshöfe enorme Vorteile verschaffen.

Vorteile beim „Overnight Charging‟

Hinsichtlich des Lademanagements werden aktuell noch immer das Laden im Depot („Overnight Charging“) und das Laden entlang der Strecke („Opportunity Charging“) als alternative Lösungsansätze diskutiert. Mittlerweile sind sich jedoch immer mehr Experten einig, dass ein Laden im Depot in Kombination mit smarten Lösungen eines BMS dem „Opportunity Charging“ vorzuziehen ist.

Denn dies bedeutet einen geringeren baulichen und logistischen Aufwand als die Ausrüstung zahlreicher Haltestellen im städtischen Gebiet mit der erforderlichen Ladetechnik. Diese ist daher aufgrund der zu erwartenden, schnellen Fortschritte in der Batterietechnik und der immer größer werdenden Reichweite auch aus der Langfristperspektive als die ökonomischere Variante einzustufen.

Torsten Vogel, Geschäftsführer PSI Transcom GmbH, dazu:

„Unternehmen, die zukünftig auf Elektromobilität setzen wollen, müssen neben der Umrüstung ihrer Fahrzeugflotten vor allen Dingen auch ihre betrieblichen Abläufe anpassen.“

Integrierter Lösungsansatz vereint Lademanagement und Energieversorgung

Maßgeblich bei der Erweiterung der vorhandenen Systeme sind insbesondere Lösungen, welche schnell auf Störungen beziehungsweise Veränderungen reagieren können, um frühere Engpässe wie lange Durchlaufzeiten oder Stillstände zu vermeiden. Denn das übergeordnete Ziel ist es auch zukünftig, automatisiert stets die nächsten Umläufe mit Fahrzeugen zuverlässig besetzen zu können.

PSI Transcom GmbH beispielsweise hat ihr Betriebshofmanagementsystem "PSItraffic" um das Lademanagement Modul "smart E-BMS", sowie um das Modul für die Energieversorgung "smart Power", ergänzt.

Dies sind einsetzbare Lösungsbausteine, welche von der Ladeinfrastruktur unabhängig sind, mit möglichst homogenen Schnittstellen auskommen und die Steuerung der geänderten Abläufe automatisiert sicherstellen.

Kostenvorteile durch intelligentes Lade- und Stromnetzmanagement

Ausschlaggebend für den Energieverbrauch ist nicht nur die zurückgelegte Strecke. Auch das Fahrverhalten, die Außentemperaturen oder äußere Faktoren im Einzugsgebiet, wie zum Beispiel Bauarbeiten und Umleitungen, sind relevante Einflussgrößen, die zu berücksichtigen sind. Genau jene ändern sich jedoch im laufenden Tagesbetrieb und bewirken einen schwankenden Energieverbrauch. Folglich ändern sich der Ladezustand und damit die verbleibende Reichweite jedes einzelnen Fahrzeugs quasi sekündlich – mit direktem Einfluss auf die Disposition.

Diese Zusammenhänge müssen auf Elektromobilität ausgelegte Betriebshofmanagementsysteme berücksichtigen. Das PSItraffic BMS überprüft kontinuierlich, welche Fahrzeuge am besten zu welchen offenen Umläufen passen. Dabei ist es nicht erforderlich stets alle sich auf dem Betriebshof befindenden Elektrofahrzeuge gleichzeitig, permanent oder bis zur vollen Batteriekapazität zu laden.

Das optimale Platzieren der Fahrzeuge im Betriebshof – angepasst an die vorhandene Ladeinfrastruktur – ist ebenfalls Aufgabe eines E-BMS. Dies ermöglicht auch, dass auf dem Betriebshof nicht für jeden Bus eine explizite Ladesäule erforderlich ist. Auf diese Weise können sowohl Platz und zum Teil auch Kosten bei der Ladeinfrastruktur gespart werden.

Betriebshof Hamburger Hochbahn

Übersicht der Ladezustände auf dem Betriebshof

Die Planung des Strombedarfs beziehungsweise der Abgleich mit der vorhandenen Energie-versorgung ist der zweite, zentrale Aspekt, der bei der Umstellung einer Flotte auf Elektroantrieb direkten Einfluss auf die Planung der Betriebsabläufe hat. Hierbei kommt zum Tragen, dass die städtischen Energienetze in der Regel nur für eine bestimmte Größenordnung an Strombedarf ausgelegt sind.

In der Mittelspannungsebene mit einem 10 kV-Anschluss steht einem Unternehmen beispielsweise eine maximale Leistung von ca. 14 Megawatt zur Verfügung. Davon müssen das Betriebsgebäude und die Werkstätten versorgt werden. Der verbleibende Rest steht für die Energieaufnahmen aller Fahrzeuge auf dem Betriebshof zur Verfügung. In Summe bedeutet das, dass gleichzeitig ladende Fahrzeuge eine Leistung von nicht mehr als 10 bis 12 Megawatt beziehen dürfen.

SmartPower überwacht Anschlussleistung und integriert sie ins BMS

Für das optimierte Steuern des Lademanagements hinsichtlich der Energieversorgung empfiehlt sich vor diesem Hintergrund das eigenständige Modul smartPower, welches die Anschlussleistung überwacht und in das BMS integriert oder über eine offene Schnittstelle an-gebunden wird. Es prognostiziert den gesamten Energiebedarf über den Tag und entwickelt eine sinnvolle Ladestrategie. Dabei muss Berücksichtigung finden, dass die Energieaufnahmen beispielsweise aufgrund verschiedener Batteriemodelle oder Fahrzeugdaten nie gleichmäßig sind. Daher speichert das E-BMS sowohl fixe Stammdaten wie die Batteriegröße als auch Fahrzeugdaten aus dem täglichen Betrieb, wie zum Beispiel den Energieverbrauch. Diese nutzt das System dann für die Prognoseberechnungen der täglichen Energieverbräuche.

Die Außentemperatur ist ein weiterer wesentlicher Einflussfaktor für den Energieverbrauch. Bis zu 40 Prozent der Batterieleistung kann der Energiebedarf der Heizung oder Kühlung in extremen Situationen kosten. Sinnvoll sind folglich ergänzende Prognosen darüber, welche Umläufe bei welcher zu erwartenden Tagesmindest- sowie -höchsttemperatur wie viel Energie im Laufe des nächsten Tages wahrscheinlich benötigen werden.

Für ÖPNV-Betriebe bietet sich zudem die Nutzung vorhandener Dienste und Lösungen aus dem Energiesektor an, die ein optimiertes Laden und damit auch den Bezug des Stroms jederzeit umfassend ermöglichen: nicht nur unter Beachtung der aktuell verfügbaren Stromnetzkapazitäten, sondern auch der Bedingungen des Energiemarktes (insbesondere Kosten). Perspektivisch können entsprechende Systeme dann auch für eine Rückspeisung vorhandener Batteriekapazitäten genutzt werden.

Hierzu Torsten Vogel: „ÖPNV-Betriebe stehen heute unweigerlich vor der Herausforderung, zum Schutz der Umwelt und der endlichen Energieressourcen die Technologien konsequent weiter zu entwickeln und mutig in die Praxis zu überführen. Mit dem PSItraffic E-BMS steht bereits ein praxistaugliches Softwaresystem zur Verfügung, welches die mit dem Einsatz der „sauberen“ Flotten verbundenen Problemstellungen löst und optimiert."

Die Vorteile auf einen Blick

  • Vorgabe der zum Laden benötigten Fahrzeuge durch Umlaufplanung
  • Steuerung des Ladens anhand des prognostizierten Energiebedarfs
  • Überwachung und Anzeige aller Ladevorgänge
  • Bedarfsgerechte Zuordnung der Fahrzeuge zu den Ladesäulen
  • Bedarfsgerechtes Laden
  • Bedarfsgerechte Aufteilung der verfügbaren Anschlussleistung
  • Berücksichtigung anstehender Werkstattaufträge

Eric Nöh

Leiter Vertrieb ÖPNV PSI Transcom GmbH
Telefon: +49 30 2801-1680