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Legacy-Systeme in der ERP- und MES-Welt: Altlast oder Zukunftschance?

01.03.2023 - Industrie 4.0, Produktion, Technologie

Von wegen Schneckentempo. IT-Altsysteme als digitale Treiber. Quelle: AdobeStock/funstarts33
Von wegen Schneckentempo. IT-Altsysteme als digitale Treiber. Quelle: AdobeStock/funstarts33

Der industrielle Wandel ist nach wie vor die treibende Kraft für Entwicklungen in der ERP- und MES-Welt. In unserer neuen Blog-Serie stellen wir die wichtigsten Trends dieses Jahres vor - beginnend mit der Modernisierung von Legacy-Systemen. Dahinter steht die Erkenntnis, dass IT-Systeme einerseits ein Spiegel der Zeit sind, aus der sie stammen, und andererseits, dass das Ursprungsalter längst nicht nur eine Last sein muss.

Blog-Serie: Die 5 wichtigsten ERP-Trends 2023

Im Überblick
Bereit für die industrielle Transformation: Die wichtigsten ERP- und MES-Trends für 2023

  1. Legacy-Systeme in der ERP- und MES-Welt: Altlast oder Zukunftschance?
  2. Kollaborationsplattformen und Standards: Industrie 4.0 wird praxistauglich
  3. Smart Manufacturing: ERP-MES-Lösungen verhelfen zu Resilienz und Wandlungsfähigkeit (folgt demnächst)
  4. Digitale Services: ERP-MES-Lösungen nehmen vollständigen Lebenszyklus ins Visier (folgt demnächst)
  5. Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung: Vom Problem zum Teil der Lösung (folgt demnächst)

Mit ERP- und MES-Software steuern Unternehmen sämtliche Geschäftsprozesse auf einer gemeinsamen Datenbasis und über die unterschiedlichsten Unternehmensebenen hinweg. Weil die Vorteile dieser Durchgängigkeit groß sind, entstanden seit dem Aufkommen von ERP-Lösungen in den 70er Jahren nach und nach Funktionen für jede Aufgabenstellung. Handelte es sich um eine branchentypische Aufgabe, übernahmen die Hersteller spezialisierter Systeme die Funktion in den Standard, unternehmensspezifische Anforderungen wurden dagegen kundenindividuell entwickelt. In der Summe entstanden riesige Daten- und Funktionssilos.

In den Anfängen von Industrie 4.0 wurden diese monolithischen Systeme schnell als „Altlast“ verschrien, die es abzulösen gelte. Die These: Sie könnten den aktuellen und zukünftigen Anforderungen volatiler Umfeldbedingungen nicht gerecht werden. Jede Anpassung erfordere langwieriges Anpassen, statt sich „on the fly“ an neue Gegebenheiten anpassen zu können. Genau hier hat in jüngster Zeit ein Umdenken eingesetzt - nicht zuletzt, weil modernisierte Systeme in der Praxis den Gegenbeweis angetreten haben.

Unverzichtbare Funktionsbreite und -tiefe

Der Hintergrund: Auf betriebswirtschaftlicher Ebene erfüllen die Altsysteme nach wie vor alle Anforderungen. Gerade Unternehmen mit komplexen Anforderungen an ein  ERP-System, etwa aus dem Maschinen- und Anlagenbau oder der Automobilzulieferindustrie, sind auch in Zukunft auf eine hohe Funktionstiefe und -breite angewiesen und finden unter den neuen Marktangeboten selten einen „Perfect Match“. Was ihr bewährtes System aber braucht, ist eine moderne technologische Basis.

Legacy-Systeme, die durch flexible und modulare Komponenten erweitert werden, bieten Anwenderunternehmen somit die gesamte Vorteilspalette:

  • eine hohe Flexibilität und Reaktionsfähigkeit der wertschöpfenden Prozesse,
  • eine große Funktionsvielfalt und
  • eine im Vergleich zur Neuanschaffung oftmals wirtschaftlichere Lösung.

Sogenannte Brückentechnologien - allen voran Low-Code-basierte Systemerweiterungen bzw. -plattformen - werden in diesem Zusammenhang zum Gamechanger. Besonders praxistauglich sind grafisch orientierte Entwicklungssysteme, mit denen auch Nicht-Experten Bestandssysteme einfach anpassen und weiterentwickeln können. Dabei kommen verschiedene Anwenderschnittstellen (API) sowie Workflow-Management-Lösungen zum Einsatz.

Zum Gamechanger werden Brückentechnologien – allen voran Low-Code-basierte Plattformen.

Wegweisende Modernisierungs-Roadmap

Führende Hersteller treiben gemeinsam mit ihren Kunden die Modernisierung ihrer Systeme kontinuierlich voran und stehen in engem Austausch über ihre Entwicklungsstrategie. Dennoch sind die Unternehmen gefordert, die Aktualität und Zukunftsfähigkeit ihrer IT-Landschaft ständig im Auge zu behalten. Spätestens dann, wenn ein eingesetztes ERP-System die Anforderungen an Datenhaltung oder Sicherheit nicht mehr erfüllen kann oder die Schnittstellenkomplexität stetig zunimmt, ist Aufmerksamkeit geboten. Denn beides deutet auf eine veraltete Systembasis und schlechte Integrationsfähigkeit hin. Hier gilt es, den System-Support des ERP-Lieferanten schnellstmöglich ins Boot zu holen bzw. kritisch zu hinterfragen. Eine überzeugende Modernisierungsroadmap gibt hier Aufschluss.

Als Faustregel gilt: Können Mensch und System den gestiegenen Anforderungen an Flexibilität, Wandlungsfähigkeit und Lieferkettenmanagement nicht mehr gerecht werden, ist ein IT-seitiger Neustart erforderlich.

Legacy-Systeme als digitale Enabler

Lange Zeit galt es als unumstößlich, dass alte Kern- oder Legacy-Systeme langfristig keine Zukunft haben. Inzwischen zeigt die Praxis, dass Altsysteme durch die Integration neuer Technologien mehr als nur zukunftsfähig sind. Vielmehr werden sie als Herzstück der IT in vielen Unternehmen sogar zum digitalen Treiber.

Lesen Sie mehr zum Thema ERP und MES in unserer aktuellen Broschüre.

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Karl Tröger

Business Development Manager PSI Automotive & Industry GmbH

Seit mehr als 20 Jahren ist Karl Tröger bei der PSI Automotive & Industry. In dieser Zeit hat er sich mit allen Aspekten von ERP-Software befasst und war in führenden Positionen in Entwicklung, Beratung und Marketing tätig. Heute versteht er sich als Bindeglied zwischen Kunden, Markt, Wissenschaft sowie Software-Entwicklung und Marketing. Der Diplom-Ingenieur der Elektronik und Nachrichtentechnik ist an der von der Bundesregierung initiierten Plattform Industrie 4.0 beteiligt und veröffentlicht regelmäßig vielbeachtete Publikationen über die Zukunft von fertigungsnaher Software.