11.05.2021

Autonomer Stadtbahnverkehr mit modularen Leitsystemen

Auszug aus "Nahverkehrs-praxis", Ausgabe 4-5/2021

Der Autonome Schienenverkehr ist in den ersten, europäischen Metropolen bereits Realität. Auch in Deutschland nimmt er als wichtiges Puzzleteil moderner Mobilitätskonzepte weiter Fahrt auf. Dabei zeigt sich: Als zentrale Dispositionsoberfläche eignen sich vor allem modulare, agile Leitsysteme.

S-Bahn Hamburg bald digitalisiert
„Digitale S-Bahn Hamburg“ heißt das Pilotprojekt, mit dem die S-Bahn Hamburg gerade den nächsten Schritt in Richtung nachhaltiger ÖPNV geht. Vier S-Bahn-Züge werden dort Ende des Jahres zwischen den Stationen Berliner Tor und Bergedorf/Aumühle hochautomatisiert fahren. Ausschließlich bei Unregelmäßigkeiten oder Störungen greifen die Lokführer dann ein. Verläuft das Projekt erfolgreich, wird schrittweise das gesamte S-Bahnnetz digitalisiert.
Die S-Bahn Hamburg setzt dabei auf ihr Train Management System PSItraffic. Seit über 20 Jahren überwacht und steuert die Lösung des Berliner Softwareanbieters PSI Transcom Hamburgs S-Bahn-Verkehr und versorgt die Fahrgäste zuverlässig mit Informationen über die Zugverbindungen. Im Zuge der ATO-Ausrüstung (ATO – Automatic Train Operation) überträgt das System die Fahrplan- und Halteinformationen an das ATO-System. Künftig werden diese Informationen in Form von Journey- und Segmentprofiles – die Halteorte inklusive – in Abhängigkeit der disponierten Zugstärke an das fahrzeugseitige ATO-System über Funk übermittelt. Auf diese Weise schaffen sie die Basis für den hoch- und vollautomatischen Zugbetrieb.

Warum entscheiden sich immer mehr Verkehrsbetriebe für einen hochautomatisierten Schienenverkehr? Was sind die Treiber dieser Entwicklung? Vereinfacht zusammengefasst: Weil die Mobilität der Zukunft nachhaltig, bedarfsgerecht und zuverlässig sein muss. Autonomes Fahren im Schienenverkehr kann zur Erreichung dieses Ziels eine Schlüsselrolle spielen. Sämtliche Abläufe funktionieren dann in Abhängigkeit des Automatisierungsgrads (Grade of Automation, GoA) automatisch oder teilautomatisch: Das Fahren und Anhalten des Zugs, das Öffnen und Schließen der Türen oder der unverzügliche Stopp an einem geeigneten Standort im Falle einer Störung.

ATO gibt Antworten auf gegenwärtige und zukünftige Fragen
Die Gründe dieser Entwicklung sind vielfältig. Ein wesentlicher Treiber ist der ökologische Aspekt. Durch gleichmäßigeres Beschleunigen, Fahren und Bremsen sind die Züge deutlich ressourcenschonender und damit klimafreundlicher unterwegs. Autonomer Zugverkehr in der Stadt kann zudem die Antwort auf die wachsende Nachfrage nach Kapazität und Verfügbarkeit liefern: Denn durch ATO lässt sich die Zugtaktung bei gleichbleibend hoher Sicherheit und mit geringen baulichen Veränderungen der Strecken bedarfsgerecht erhöhen. In einigen europäischen Metropolen fahren schon heute autonome U-Bahnzüge mit einem Abstand von nur noch 90 Sekunden. Dort profitieren Fahrgäste nicht nur von der höheren Zugtaktung, sondern auch von einer verbesserten Fahrplanstabilität und Pünktlichkeit. Die Bedarfsorientierung ist schließlich ein weiterer, zentraler Vorteil, der mit der hohen Flexibilität eines autonomen Schienenverkehrs einhergeht. […]

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