07.09.2019

Unter Spannung

Der Anbieter von Netzleitsystemen PSI Software setzt auf Trends wie Energiewende und autonome Mobilität. So bleibt er trotz konjunktureller Schwäche erfolgreich.

(…) Weil die Einspeisung je nach Wetter schwankt, sind die Netzbetreiber gefordert. Eine einfache Stichleitung reicht nicht mehr aus, es müssen neue, aufwendigere Leitungen her.

Oft genüge es allerdings auch, das bestehende Netz intelligent zu managen, erklärt Karsten Pierschke, bei PSI Software zuständig für Investoren, auf dem Equity Forum in Frankfurt gegenüber €uro am Sonntag. Mit einer Software des Berliner Unternehmens können die Versorger die Anpassung an die neue Welt kostengünstiger gestalten.

Das gilt für ländliche, aber auch für städtische Netze. Wenn dort am Abend der Strombedarf von vier Eigenheimen in einen Tesla geladen wird, fordert das die Stadtwerke heraus. PSI Software prognostiziert Energiebedarf sowie Menge der Einspeisung und regelt die Überlast. (…)

Den technologischen Vorsprung hat der Winzling (Jahresumsatz knapp 200 Millionen Euro) einer rund zehn Jahre zurückliegenden Entscheidung zu verdanken: PSI-Chef Harald Schrimpf setzte die Umstellung von einem reinen Projekthaus auf Eigenentwicklungen durch. Dafür nahm er auch eine mehrjährige Wachstumsdelle in Kauf. Basis für den Wandel ist eine Java-Plattform, auf die die Produkte bis 2022 sukzessive umgezogen werden. Das entlastet intern und schafft neue Kapazitäten - gut für die Profitabilität von PSI.

Doch die Rechnung geht bereits heute auf: Im zweiten PSI-Segment, das Steuerungssysteme für Logistik sowie Industrieanlagen vor allem für die Stahl- und Automobilbranche entwickelt, ist die Marge dank Plattform deutlich gestiegen. Von der Krise in beiden Branchen spürt PSI bislang wenig. Der Auftragseingang stieg im ersten Halbjahr um fünf Prozent auf den neuen Rekordwert von 142 Millionen Euro. (...)

Am Jahresende drückt zudem ein zu Jahresbeginn getätigter Zukauf im Energiesegment nicht mehr auf die Bilanz. (…) Das gibt Kraft für die Expansion. PSI will in Südostasien, in Russland, dem Oman und in den USA Fuß fassen. Zwei Energiesysteme sind bereits an Kommunen in Texas verkauft. (…)

Auszug aus Euro am Sonntag von Birgit Haas vom 07.09.2019, Seite 28