Projektverantwortlicher präsentiert MES-, ERP-, SCM- und SCADA-Strategie zur erfolgreichen Softwareimplementierung, basierend auf Expertenempfehlungen und KPIs.
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Digitalisierung Smart Factory : Best Practices für erfolgreiche Industrie-Softwareprojekte

Wie Sie Softwareprojekte in der Industrie mit bewährten Methoden zuverlässig zum Erfolg führen.

Softwareprojekte in der Industrie – z. B. rund um ERP, MES, SCM oder SCADA – scheitern häufig. Doch das muss nicht sein. Mit dem richtigen Vorgehen kann jedes Projekt zum Erfolg werden. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Strategien sich in der Praxis bewährt haben – und wie Industrieunternehmen ihre Softwareprojekte effizient, sicher und nachhaltig umsetzen können.

Kürzlich nahm ich an einem Go-Live-Event eines der führenden europäischen Stahlunternehmen für ein Projekt im Bereich Manufacturing Execution Systems (MES) teil. Das Projekt lief etwas länger als ein Jahr und wurde wie geplant erfolgreich abgeschlossen. Bereits im Jahr zuvor hatte ich mit einem anderen Kunden über ein großes MES-Projekt gesprochen. Er vertraute mir an, dass das Projekt im Zeit- und Budgetrahmen sowie innerhalb der Spezifikationen blieb. Leider verlaufen nicht alle Projekte zur Implementierung von Industriesoftware oder Fertigungsprozesssoftware so positiv.

Wie hoch ist die Erfolgsquote von Softwareprojekten?

  • Laut Erkenntnissen von Gartner erreichen 75 % aller ERP-Projekte (Enterprise Resource Planning) nicht die angestrebten Vorteile.
  • Die ERP Focus berichtet darüber hinaus, dass 90 % der ERP-Projekte keinen messbaren Return on Investment (ROI) liefern.

Trotz dieser ernüchternden Zahlen betonen Expert:innen, dass der Einsatz industrieller Software, wie etwa Produktionsmanagementsysteme (PMS), die Overall Equipment Effectiveness (OEE) steigert, Prozesse effizienter gestaltet, Ausfallzeiten und Ausschuss reduziert und schlankere, intelligentere Lieferketten ermöglicht.

Doch wie können Projektverantwortliche sicherstellen, dass ihre MES-, SCM-, ERP- oder SCADA-Projekte erfolgreich verlaufen? 

Ich habe mit mehreren Projektleiter:innen und Kund:innen gesprochen, die über jahrzehntelange Branchenerfahrung verfügen. Hier sind ihre wichtigsten Empfehlungen:

Top-Empfehlungen für erfolgreiche Industriesoftwareprojekte

In Gesprächen mit erfahrenen Projektmanager:innen und langjährigen Kund:innen aus der Industrie haben sich die folgenden Empfehlungen als besonders wichtig für den Erfolg von ERP-, MES-, SCADA- und SCM-Projekten herausgestellt:

  1. Klare Ziele definieren
  2. Projektteams und Partner sorgfältig auswählen und frühzeitig einbinden
  3. Vermeiden Sie Big-Bang-Go-Lives
  4. Daten sind wie Diamanten: wertvoll, aber riskant
  5. Change Management und Schulung nicht vernachlässigen
  6. IT-Sicherheit ist Pflicht, nicht Kür
  7. Pilotieren – Lernen – Skalieren

1. Klare Ziele definieren

Als Marketingmanager wünschte ich mir oft eine Kristallkugel, die den Ausgang von Industrie-Softwareprojekten vorhersagen könnte. Da dies leider nicht möglich ist, raten meine Gesprächspartner:innen dazu, zu Projektbeginn ein klar definiertes Ziel festzulegen. Vage Absichten wie bessere Integration oder mehr Transparenz reichen nicht aus. 

Definieren Sie messbare KPIs

Die entscheidende Frage lautet: Welches konkrete Problem wollen wir lösen?

Anschließend sollten präzise und messbare KPIs vor dem Projektstart festgelegt werden. Mögliche KPIs könnten spezifische Ziele umfassen, wie zum Beispiel:

  • Steigerung der OEE um 15 % in sechs Monaten
  • Verkürzung des Auftragsdurchlaufs um zwei Tage
  • Reduktion ungeplanter Stillstände um 20 %

Wenn alle Beteiligten – vom Vorstand über Ingenieur:innen bis hin zu Endanwender:innen – wissen, was Erfolg bedeutet, entsteht automatisch eine gemeinsame Ausrichtung.

2. Projektteams und Partner sorgfältig auswählen und frühzeitig einbinden

Nach der Festlegung klarer Ziele gilt es, das passende Team und die richtigen Partner für deren Umsetzung zu wählen.

Erfolgsfaktoren für Projektteams

Für die erfolgreiche Zusammenstellung eines geeigneten Teams sind folgende Punkte zu berücksichtigen:

  • Richtige Fachkenntnisse
  • Branchenerfahrung
  • Kommunikationsstärke
  • Führungskompetenz
  • Motivation
  • Teamgeist

Ein häufiger Fehler liegt im mangelnden Einbezug relevanter Stakeholder.

Der Organisationspsychologe J. Richard Hackman fasst dies im 60-30-10-Prinzip zusammen: 60 % des Projekterfolgs entstehen durch die richtige Teamzusammensetzung – noch bevor die eigentliche Arbeit beginnt. Weitere 30 % hängen von einem strukturierten Projektstart ab, bei dem Ziele, Arbeitsweise und Zuständigkeiten vermittelt werden. Die verbleibenden 10 % ergeben sich aus der Begleitung und Führung im Projektverlauf. 

Projektleiter:innen sollten also einen Großteil ihrer Zeit in die sorgfältige Team- und Partnerauswahl investieren.

Das Projektteam sollte möglichst stabil bleiben – viele Projekte sind sehr komplex und erfordern Zeit, um die Problemstellung wirklich zu verstehen und passende Lösungen zu entwickeln.

JB
Jan Beyß Senior Project Manager und Projektleiter bei PSI Software

Ein positives Beispiel erlebte ich im Sommer 2024 beim Kick-off eines groß angelegten MES- und Dekarbonisierungsprojekts für einen namhaften Hersteller in Europa. Über 150 Expert:innen waren involviert – die Begeisterung und Vorfreude auf das Projekt war spürbar.

3. Vermeiden Sie Big-Bang-Go-Lives

Neben dem Verzicht auf Big-Bang-Go-Lives ist es entscheidend, agil zu arbeiten und dem Kunden frühzeitig greifbare Ergebnisse zu zeigen.

Jan Beyß Senior Project Manager und Projektleiter bei PSI Software

Ein weiterer zentraler Ratschlag meiner Gesprächspartner:innen lautet: Verzichten Sie auf den „Big Bang“. Dabei wird das gesamte System auf einmal produktiv geschaltet – was zwar kurzfristig Kosten spart, jedoch ein hohes Risiko birgt. Stattdessen empfehlen sich schrittweise, phasenbasierte Go-Lives. Diese kosten zwar etwas mehr, bieten aber eine deutlich bessere Risikokontrolle und Systemstabilität.

Laut einer Oracle-Studie setzen nur 21 % der Unternehmen auf einen Big-Bang-Go-Live, während über 50 % strukturierte, schrittweise Rollouts bevorzugen.

Jan Beyß betont weiter: „Neben dem Verzicht auf Big-Bang-Go-Lives ist es entscheidend, agil zu arbeiten und dem Kunden frühzeitig greifbare Ergebnisse zu zeigen. Viele Projekte scheitern in langwierigen Spezifikations- und Designphasen, in denen sich der Kunde das Endergebnis kaum vorstellen kann. Bei Hüttenwerke Krupp Mannesmann GmbH und der GMH Gruppe – beide in der Stahlindustrie – haben wir äußerst erfolgreiche agile Projekte durchgeführt. Das Feedback zeigt klar: Kunden schätzen es, möglichst früh funktionierende Teillösungen zu sehen.“

4. Daten sind wie Diamanten: wertvoll, aber riskant

Der Erfolg von MES-, ERP-, SCM- und SCADA-Projekten steht und fällt mit der Datenqualität. Fehlerhafte Stammdaten können dazu führen, dass selbst das bestmögliche Implementierungskonzept scheitert. Projektverantwortliche sollten daher frühzeitig bestehende Datenbestände analysieren und bereinigen, um die Grundlage für aussagekräftige Analysen und BI (Business Intelligence)-gestützte Entscheidungen zu schaffen. 

Anschließend sollte die Datenstruktur – z. B. vom MES zum ERP oder SCM – sauber abgebildet werden. Meine Gesprächspartner:innen empfehlen, mindestens 15 % der Projektlaufzeit für Datenbereinigung, Mapping, Testläufe und Prozessoptimierungen einzuplanen. Wichtig ist auch ein zentraler Zugang zu allen Projektunterlagen, Ansprechpartner:innen und aktuellen Informationen.

5. Change Management und Schulung nicht vernachlässigen

Change Management ist nicht nur wichtig, sondern erfolgskritisch. Es sorgt für reibungslose Übergänge, reduziert Widerstände, erhöht die Beteiligung und fördert Kommunikation und Teamgeist. Laut einem Artikel der Harvard Business Review scheitern 87 von 100 digitalen Transformationsprojekten. Einer der Hauptgründe: mangelhaftes Change Management – neben überzogenen Erwartungen und schlechter Umsetzung.

Projektverantwortliche müssen sicherstellen, dass der Übergang vom Alt- zum Neusystem gezielt begleitet wird. Schulung ist dabei ein Schlüsselthema. Laut ERP Focus investieren 95 % der scheiternden Projekte weniger als 10 % des Budgets in Schulungen – obwohl dort über Erfolg oder Misserfolg der Nutzerakzeptanz entschieden wird.

Effektiv sind praxisnahe, rollenbasierte Schulungen – vor, während und nach dem Go-Live. Nach Projektstart neigt man oft dazu, das Team sich selbst zu überlassen. Doch auch in dieser Phase ist Monitoring entscheidend. Wenn sich das Team schwer tut, sollte aktiv gecoacht werden, um rechtzeitig gegenzusteuern.

6. IT-Sicherheit ist Pflicht, nicht Kür

In den vergangenen fünf Jahren haben Cyberangriffe stark zugenommen – mit Millionenschäden in zweistelliger Höhe. Gerade SCADA- und MES-Systeme, die mit OT-Netzwerken verbunden sind, müssen umfassend geschützt werden. Veraltete Steuerungen (PLCs) oder ungesicherte HMIs bieten potenzielle Einfallstore und müssen frühzeitig adressiert werden.

Segmentieren Sie Ihr Netzwerk, setzen Sie rollenbasierte Zugriffskontrollen ein und führen Sie Penetrationstests durch. So schützen Sie nicht nur Ihre Assets, sondern stärken auch das Vertrauen von Team und Partnern.

7. Pilotieren – Lernen – Skalieren

Die Methode Pilot – Learn – Scale ermöglicht eine schrittweise Implementierung. Ein kleiner Pilot prüft die Funktionalität unter kontrollierten Bedingungen. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in Optimierungen ein, bevor das System vollständig ausgerollt wird. Dadurch sinken Risiken, die Akzeptanz steigt – und die Umsetzung wird messbar erfolgreicher.

Pilotphasen ermöglichen es, Fehler frühzeitig zu erkennen, Kosten zu optimieren und Ressourcen gezielt einzusetzen. Gleichzeitig schaffen sie Feedbackschleifen und binden Stakeholder besser ein. Das erhöht die Qualität und bereitet die Organisation gezielt auf die Skalierung vor. Erst wenn der Pilot überzeugt, erfolgt die breite Ausrollung – zuverlässig, effizient und nachhaltig.

PSI – Ihr starker Partner für Industrie-Software

Der Erfolg bei der Einführung industrieller Software – sei es MES, ERP, SCADA oder SCM – hängt nicht nur von Technologie und Finanzierung ab, sondern auch von der richtigen Vorgehensweise. Die Auswahl eines fähigen Teams, eine klare Zielsetzung, ein schrittweiser Rollout und konsequentes Change Management sind entscheidend, um Risiken zu minimieren und den ROI zu maximieren.

Erfolgreiche Unternehmen zeigen trotz hoher Misserfolgsquoten, dass der Fokus auf Zielklarheit, Lernfähigkeit und Veränderungsbereitschaft den Unterschied macht.

Bei PSI entwickeln und implementieren wir Softwarelösungen für verschiedenste Branchen – von der diskreten Fertigung und Prozessindustrie bis hin zu Energienetzen und Logistik. Mit jahrzehntelanger Erfahrung und zahlreichen erfolgreichen Projekten zählen wir zu den führenden Partnern der Industrie.

Mit der richtigen Vorbereitung, dem passenden Mindset – und PSI an Ihrer Seite – wird Ihre Implementierung nicht nur zum Erfolg, sondern zum strategischen Wettbewerbsvorteil.

Ihr Kontakt

EBY
Veronica Ugwu Content Marketing Manager, PSI Software SE

Veronica ist verantwortlich für das Content-Marketing der Business Unit PSI Software – Process Industries & Metals sowie der PSI Gruppe.

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